Die Kirche zu Zechin
Im Jahre 1834 musste die alte, unansehnliche Fachwerkkirche in Zechin wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Den einsturzgefährdeten Turm hatte man bereits 1811 niedergerissen.
1838/39 schritt die Gemeinde an alter Stelle zu einem Kirchneubau, den der Baukondukteur Gersdorf unter begutachtender Mitarbeit des berühmten Baumeisters Karl Friedrich Schinkel geplant hatte. Die stattliche Kirche war im damals sehr beliebten klassizistischen Rundbogenstil erbaut worden und hatte einen weithin sichtbaren Turm mit Pyramidendach. Am Sonntag Judika des Jahres 1840, zehn Tage vor Karfreitag, wurde die neue Kirche feierlich in Nutzung genommen.
Als Tochterkirche von Golzow wurde sie von dem dortigen Pfarrer verwaltet. Der Text einer im September 1839 im Turmmauerwerk deponierten und von Pfarrer Himmerlich verfassten Urkunde ist überliefert und gibt uns u. a. interessante Einblicke in die Zechiner Kirchengeschichte. Danach hatte sich der Kirchenneubau verzögert, weil die Baubehörde dem aus Treibsand bestehenden Untergrund nicht zutraute, die Last eines massiven Bauwerks zu tragen. So musste erst eine Pfahlgründung aus in den Boden geschlagenen Eichenpfählen hergestellt werden,
Pfarrer von Golzow, zu dessen Sprengel Zechin, Genschmar, Gorgast und die drei Wollspinnersiedlungen Lehmannshöfel, Baiersberg und Gerickensberg gehörten, war seit 1809 Friedrich Wilhelm Himmerlich.
Im Jahre 1905 wurde die vom Wurm zerfressene Turmspitze abgetragen und wieder aufgebaut. In den Turmknopf der neuen Spitze kamen eine Abschrift der alten Urkunde von 1839 und eine neue von 1905, verschiedene Tageszeitungen, Fotos und Ansichtskarten von Kirche und Ort sowie eine Anzahl alter und neuer Münzen.
Bis 1907war die Kirche vollständig erneuert und erhielt auch ein neues Geläut.
Damals hingen im Turm eine ursprünglich 1888 von Gustav Collier, Berlin-Zehlendorf, stammende, 1907 umgegossene Bronzeglocke, die 1612 von Sebastian Preger, Frankfurt (O), gegossene und 1942 zu Kriegszwecken abgelieferte „Schimpelglocke“ sowie drei 1907 von Franz Schilling, Apolda, hergestellte Glocken, die 1917 an die Heeresverwaltung abgeliefert werden mussten. 1922/23 kam eine neue, von Franz Schilling Söhne, Apolda, gegossene Glocke, die ebenfalls 1942 zu Kriegszwecken abgeliefert worden ist. Die nach 1945 noch vorhandene Glocke von 1907 ist mitsamt der Kirche zerstört worden.
Eine Orgel hatte die Kirche auch. Sie wurde 1840 in Nutzung genommenund hat 1270 Taler, 28 Silbergroschen gekostet.
Im Frühjahr 1945 wurde die Kirche während der schweren Kämpfe schwer zerstört. Die Umfassungsmauern und der Turmstumpf standen aber noch. Sie erlebten das gleiche Schicksal wie fast alle zerstörten Nachbarkirchen. Man gewann aus ihnen Baumaterialien zum Wiederaufbau der zerschossenen Häuser und für die Kernbauten des staatlich geförderten Neubauernprogramms. Stehen blieb nur der Feldsteinsockel, der allmählich zuwuchs.
1997/98 wurde dieser Feldsteinsockel im Rahmen einer AB-Maßnahme wieder freigelegt und ausgebessert. Diese Arbeit hat 1,2 Millionen D-Mark gekostet. Den Raum zwischen den Fundamentmauern hat man aufgefüllt und begrünt. Ein weithin sichtbares Holzkreuz markiert den Platz, der als Kirche unter freiem Himmel im Rahmen eines Festgottesdienstes von der ehemaligen Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie, Regine Hildebrandt, im Juni 1998 an die Kirchengemeinde zur Nutzung übergeben wurde.
Auch das Zechiner Pfarrhaus unweit ausgebrannten Kirche war 1945 völlig zerstört. Als 1950 Pfarrer Martin Brauns in den Ort kam, leitete er sofort dessen Wiederaufbau ein. Der darin befindliche Kirchsaal konnte dann 1952 in Nutzung genommen werden. 1992 wurde der Saal renoviert und 1994 das Dach neu gedeckt.
2008 gelang es der Kirchengemeinde, das Pfarrhaus erneut vor dem Verfall zu retten. Es zeigten sich bedrohliche Risse. Dank eines finanziellen Zuschusses der Landeskirche und mit vielen Spenden konnten die 30.000 Euro für die Sanierung des Pfarrhauses noch im selben Jahr aufgebracht werden. Vor dem Pfarrhaus steht ein Glockenschauer, in dem zwei Eisenhartgussglocken der Firma Schilling & Lattermann, Apolda, aus dem Jahre 1957 hängen. Seit 2009 werden sie von einer elektronisch gesteuerten Leuteanlage auf Magnetbasis angetrieben.
Der Kirchsaal ist schlicht ausgestattet. Auf dem hölzernen Altar steht ein Kruzifix zwischen zwei Leuchtern. Rechts vom Altar befindet sich die Kanzel und links die Taufe, beide aus Holz gefertigt. Auf die linke Wand des Raumes ist der biblische Vers aus dem Hebräer-Brief, Kapitel 10, Vers 35, gemalt: „Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“ Die Rückwand des Raumes wird durch eine aufgemalte Christuskrone geschmückt.
Quelle: mit freundlicher Genehmigung: Reinhard Schmook, „Kirchen und Gemeindehäuser im Evangelischen Kirchenkreis Oderbruch“ 2012